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Lexikon > Beschwerdemanagement


Beschwerdemanagement ist die Gesamtheit aller systematischen Maßnahmen, die ein Unternehmen bei artikulierter Unzufriedenheit des Kunden mit den Sachleistungen des Leistungserbringers oder seines Erfüllungsgehilfen ergreift, um die Zufriedenheit des Beschwerdeführers wieder herzustellen und gefährdete Kundenbeziehungen zu stabilisieren.
Die Beschwerdeäußerung steht im Zentrum des Beschwerdemanagements, doch kann dieses auf weitere Artikulationen ausgeweitet werden, wie zum Beispiel Folgebeschwerden, Lob, Anfragen oder Ideen/Verbesserungsvorschläge.

Einordnung des Beschwerdemanagements



Einordnung in das Customer-Relationship-Management


Beschwerdemanagement ist Bestandteil des CRM (Customer-Relationship-Management)-Konzeptes eines Unternehmens. Ziel dieser unternehmerischen Grundhaltung ist es, dem Kunden langfristig eine kontinuierliche Wertschöpfung aus der Geschäftsbeziehung zu bieten – über die gesamte Lebenszeit der Kundenbeziehung hinweg.
Dies erfordert, dass das Unternehmen seine gesamten Aktivitäten in Marketing, Vertrieb und Service konsequent auf die Kundenperspektive ausrichtet.
Das Beschwerdemanagement nimmt im Rahmen des CRM-Gefüges eine wichtige Rolle im Kundenservice ein. Es steht neben Aufgabenbausteinen im Bereich der Neukunden-Beziehungspflege (Neukunden- und Kundenbindungsmanagement) und dem Umgang des Unternehmens mit verlorenen Kunden (Kündiger- und Rückgewinnungsmanagement).

Ziele des Beschwerdemanagements


Aktives Beschwerdemanagement liefert wichtige Hinweise auf Stärken und Schwächen eines Unternehmens aus Kundensicht insbesondere auf Produktions- oder Dienstleistungsmängel - sehr oft Fehler von Mitarbeitenden. Da sich erfahrungsgemäß die Mehrzahl unzufriedener Kunden ohne weiteren Kontakt von einem Unternehmen abwendet, sind Beschwerden für Unternehmen eine wichtige zweite Chance, den Kunden zufriedenzustellen. Mit Implementierung eines Beschwerdemanagements wird das Feedback der Kunden erfassbar und kann für den Lernprozess des Unternehmens nutzbar gemacht werden.
Vorrangige Ziele eines professionellen Beschwerdemanagements sind
  • die Steigerung der Servicequalität, indem Anliegen des Kunden zügig gelöst werden,
  • die Wiederherstellung von Kundenzufriedenheit, während gleichzeitig die negativen Auswirkungen durch Unzufriedenheit des Kunden minimiert werden,
  • die Vermeidung und Reduzierung von Fehler-, Folge- und Beschwerdekosten sowie
  • die Nutzung der Beschwerdeinformationen im Hinblick auf betriebliche Risiken und Chancen im Markt.

Erkenntnisse zeigen, dass erfolgreich gelöste Beschwerden eine stark emotionale Wirkung haben und das Verbundenheitsgefühl des Kunden langfristig positiv beeinflussen. Beschwerdeführer, deren Anliegen zur Zufriedenheit gelöst wurde, sind auf Dauer oft loyalere Kunden als solche, die nie Anlass zu einer Beschwerde hatten. Zu den erwiesenen positiven Auswirkungen hoher Zufriedenheit gehören die Bereitschaft zu Wiederkauf, die Entscheidung für weitere Produkte des Anbieters sowie positive Erwähnung und Empfehlung des Unternehmens im Bekanntenkreis.

Beschwerdemanagementkonzept


Für die effektive Bearbeitung und Nutzung von Beschwerden müssen alle Aufgabenbereiche abgedeckt sein: von der Bereitstellung leicht zugänglicher Kanäle bis hin zur Beschwerdeinformationsnutzung. Eingebunden ist das Beschwerdemanagement in betriebliche Rahmenfaktoren.

Rahmenfaktoren


Die Umsetzung des Beschwerdemanagements vollzieht sich innerhalb verschiedener Rahmenfaktoren.
Strategie und Grundlagen: Die strategische Verankerung des Beschwerdemanagements beinhaltet
  • ein klares Bekenntnis der Geschäftsleitung zur Relevanz der Kundenzufriedenheit für den Unternehmenserfolg
  • die Einordnung des Beschwerdemanagements in den größeren Kontext weiterer Kundenbindungsaufgaben
  • die Anerkennung der Relevanz des Beschwerdemanagements für den Unternehmenserfolg und
  • die Abgrenzung von Begriffen sowie die Festlegung auf einen gemeinsamen Sprachgebrauch.

Mitarbeiter und Führung: Fragestellungen der Mitarbeiterführung und Unternehmenskultur haben Auswirkungen auf
  • die Mitarbeiterfindung und -auswahl,
  • Motivation und Führung sowie
  • die Vergütung der Mitarbeiter im Beschwerdemanagement.

Aufbauorganisation und Ablauforganisation: Organisatorische Rahmenbedingungen betreffen
  • die Entscheidung für ein dezentrales oder zentrales Beschwerdemanagement
  • die Einordnung des Beschwerdemanagements in das Qualitätsmanagement, den Vertrieb oder einen anderen Bereich,
  • die Festlegung der Mitarbeiteranzahl und -kapazitäten für den Bereich und
  • in der Ablauforganisation das Prozessmanagement.

Informationstechnologie: Dieser Rahmenfaktor umfasst
  • die zum Einsatz kommenden Systeme
  • die betroffenen Daten und
  • die erforderlichen Schnittstellen.


Aufgabenbausteine


Im Beschwerdemanagement lassen sich Aufgaben im direkten und indirekten Beschwerdemanagementprozess unterscheiden.

Direkter Beschwerdemanagementprozess


Der direkte Prozess umfasst alle Aufgaben, die mit einem unmittelbaren Kundenkontakt verbunden sind:
  • Stimulierung: Zielsetzung der Beschwerdestimulierung ist es, für Beschwerdeführer wahrnehmbare Kontaktpunkte zur Verfügung zu stellen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da Kunden oft nicht wissen, wo sie sich beschweren sollen.
  • Annahme: Um bereits im Erstkontakt angemessen zu reagieren, muss das Unternehmen den Beschwerdeeingang effizient organisieren und klare Verantwortlichkeiten verankern. Durch Zuhören und Erfragen wird das Feedback des Kunden erfasst und dokumentiert.
  • Bearbeitung: Im Mittelpunkt der Beschwerdebearbeitung steht das Prüfen und Lösen des Kundenanliegens im Unternehmen.
  • Reaktion: In der Beschwerdereaktion findet die Rückkopplung vom Unternehmen zum Kunden statt: Als Output der Bearbeitung bietet das Unternehmen dem Beschwerdeführer eine Lösung für sein Anliegen an.


Indirekter Beschwerdemanagementprozess


Der indirekte Beschwerdemanagementprozess definiert die Aufgabenbausteine, die unternehmensintern wirksam werden und von denen der Kunde nur indirekt betroffen ist:
  • Auswertung: Die Beschwerdeauswertung ist charakterisiert durch eine situative, nicht formalisierte Nutzung von Beschwerdedaten.
  • Reporting: In das Beschwerdereporting fallen alle formalisierten und kontinuierlichen Formen der Beschwerdeinformationsnutzung.
  • Controlling: Das Beschwerdecontrolling differenziert zwischen einem Evidenz-Controlling, einem Aufgabe-Controlling und einem Kosten-Nutzen-Controlling. Das Evidenz-Controlling will feststellen, welcher Anteil der Unzufriedenheit der Kunden in Beschwerden tatsächlich zum Ausdruck kommt. Das Aufgaben-Controlling versucht anhand von objektiven Kennzahlen, Standards für die Aufgaben des direkten Beschwerdemanagementprozesses zu entwickeln und zu überwachen. Schließlich ist es Aufgabe des Kosten-Nutzen-Controllings die Effizienz aller Beschwerdemanagementaktivitäten zu überwachen und ihre Profitabilität nachzuweisen.
  • Informationsnutzung: Aus den Beschwerdeinformationen leitet das Unternehmen Maßnahmen zur Verbesserung von Qualität ab. Ebenso ist hier aber auch die Nutzung von Beschwerdeinformationen im Rahmen des Innovations- und Lieferantenmanagements zu sehen.


Kritik am Begriff


Der Begriff 'Beschwerdemanagement' ist eine Pejoration. Der Begriff hat für Kunden mit Verbesserungsvorschlägen deshalb häufig eine negative Signalwirkung. 'Beschwerdemanagement' steht für Last oder lästig. Vermehrt gehen Firmen daher dazu über, diese wertvolle Form des Kundendialogs als Feedbackmanagement zu bezeichnen. Erfährt der kontaktaufnehmende Kunde den Begriff 'Beschwerdemanagement' vom Unternehmen, so fühlt er sich manchmal als Bittsteller. Manchmal erscheint damit einhergehend das Beschwerdemanagement eher als Abschirmung des Unternehmens vor dem Kunden. Besser sollte die Fachkompetenz des Unternehmens im Vordergrund stehen. Viele Kunden veröffentlichen ihre Kritik im interaktiven Internet und bitten das Unternehmen dort zu antworten.

Siehe auch


  • Reklamationsmanagement
  • Reklamationsquote


Literatur


  • Ingo Balderjahn: Beschwerdemanagement für Dienstleister. Vortrag, Universität Potsdam 1996 ([http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/925/ Volltext])
  • Janelle Barlow, Claus Moller: Eine Beschwerde ist ein Geschenk. Der Kunde als Consultant. Ueberreuter, Wien 1996, ISBN 3-7064-0239-4 (zur Umsetzung)
  • Manfred Bruhn: Relationship Marketing. Das Management von Kundenbeziehungen. Vahlen, München 2001, ISBN 3-8006-2711-6
  • Klein, Armin: Besucherbindung im Kulturbetrieb, Verlag für Sozialwirtschaft, Wiesbaden 2008, ISBN 3531138456
  • Stauss, B. / Seidel, W.: Beschwerdemanagement: Unzufriedene Kunden als profitable Zielgruppe. Hanser, 4. Aufl., München/Wien 2007, ISBN 978-3-446-40593-6
  • Stauss, B. / Schöler, A.: Beschwerdemanagement Excellence, Wiesbaden 2003, ISBN 978-3-409-12383-9
  • Brückner: Beschwerdemanagement Redline, 2. Aufl., Heidelberg 2007, ISBN 978-3-636-01445-0
  • Rönnecke: Kundenorientiertes Beschwerdemanagement. expert-verlag 2. Aufl., Renningen 2006, ISBN 978-3-8169-2581-1
  • Uwe Becker, Holger Brachetti, Astrid Eder, Aroon Nagersheth, Fred Niefind, Oliver Ratajczak, Andreas Wiegran : Erfolgreiches-Beschwerdemanagement-Wege zu Prozessverbesserungen und Kundenzufriedenheit. ISBN 3-8349-1521-1



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Beschwerdemanagement

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