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Lexikon > Rede



Eine Rede ist eine in der Regel im Voraus überlegte, mündliche Mitteilung, die von einem Redner an mehrere Personen (Zuhörerschaft, bei öffentlichen Reden Publikum) gerichtet wird. Im Unterschied zum Rezitator trägt der Redner eigene Gedanken vor. Als Reden bezeichnet man ferner Manuskripte und Druckfassungen von Reden. Kurze Reden zur Begrüßung einer Versammlung oder Eröffnung einer Veranstaltung werden auch Ansprache genannt.

Arten von Reden


Von gesprächsweisen Mitteilungen unterscheiden sich Reden durch:

Formale Merkmale


  • Monologische Form: Die Zuhörer unterbrechen den Redner nicht durch längere eigene Mitteilungen, sondern höchstens durch Beifalls- oder Missfallenskundgebungen. Zwischenfragen und Zwischenrufe sind bei Redebeiträgen zu Debatten statthaft, nicht aber bei Reden in feierlichem Rahmen.
  • Standardsprache: Reden werden häufig schriftlich aufgesetzt und abgelesen. Geübte Redner ziehen den freien Vortrag anhand von Notizen vor. Auch dann, wenn Redner extemporieren („aus dem Stegreif“ sprechen), versuchen sie ihre Worte dem Niveau der geschriebenen Sprache anzugleichen.
  • Prosa: Redner sprechen nicht in Versen. Versreden zu heiteren Anlässen wie Hochzeitsfeiern und Karnevalsveranstaltungen (Büttenrede) sind die Ausnahme.
  • Thematische Geschlossenheit: Reden zeichnen sich dadurch aus, dass sie stets „zur Sache“ sind. Weitschweifigkeit ist schlechter Redestil und führt dazu, dass das Publikum ungeduldig reagiert. Eine gute Rede ist prägnant und so kurz wie möglich.
  • Habitus und Körpersprache: Reden, selbst Tischreden, werden meist stehend, in größeren Versammlungen „frontal“ von einem Rednerpult aus gehalten. Der Redner erhebt seine Stimme und sucht den Blickkontakt zu den Zuhörern.
  • Höflichkeitszeremoniell: Zu einer Rede gehört von Seiten des Redners höfliche Anrede der Zuhörerschaft, Bitte um und Dank für Aufmerksamkeit, seitens der Zuhörerschaft Schlussapplaus.
Jede Rede ist auch „Rede im Sinne der Sprachwissenschaft“. Das Umgekehrte trifft nicht zu, da Grammatiker und Linguisten den Begriff der Rede auf alles anwenden, was nach den Regeln einer Sprache verfasst ist (direkte, indirekte, erlebte Rede). In der deutschen Sprache besitzt das Wort „Rede“ ebenfalls diese weite, ja eine noch weitere Bedeutung, z. B. in Redewendungen wie Rede und Antwort stehen, zur Rede stellen, worin „Rede“ so viel wie „Rechenschaft“ bedeutet.

Anlass und Zweck


Im Unterschied zur mündlichen Erzählung, zur Rezitation, zur Plauderei von Conférenciers dienen Reden nicht oder nur am Rande der Unterhaltung. Redner vertreten eine Sache, sind oder zeigen sich politisch, sozial, moralisch engagiert, wollen durch ihre Worte etwas bewirken. Ihre Reden haben einen bestimmten Anlass und verfolgen einen oder mehrere der folgenden Zwecke:
  • Grußwort: kurze, zur Begrüßung der Teilnehmenden einer Veranstaltung gehaltene Ansprache des Gastgebers und/oder eines Ehrengastes
  • Willenskundgabe, Absichtserklärung: Regierungserklärungen, Thronreden, Reden auf Demonstrationen.
  • Einflussnahme auf Entscheidung (Überredung): Wahlreden, Werbevorträge; Reden in Parlamenten und andern beratenden Gremien; Reden bei Gerichtsverhandlungen (Plädoyer).
  • Einflussnahme auf Überzeugung und Handlungsbereitschaft: philosophisch-weltanschauliche Lehrreden, missionarische Predigten; politische Propagandareden; Brand- und Hetzreden (Philippika).
  • Ehrung von Personen und Leistungen: Prunk- und Lobreden auf Götter und Herrscher (Panegyrikon); Lobreden bei Preisverleihungen (Laudatio).
  • Erinnerungskultur: Gedenkreden zu historischen Ereignissen, Jubiläumsreden, Nekrologe, Trauerreden.
  • Feierlichkeiten: Festreden dienen – wie die Feste selbst – der Betonung von Lebens- und Zeitabschnitten und der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls (Identifikation). Eine Sonntagsrede bezeichnet dagegen abwertend eine zu feierlichen Anlässen gehaltene Rede mit großen, aber der Realität meist nicht standhaltenden Worten.1
    • Hochzeitsrede
    • Weihnachts- und Neujahrsansprachen.
    • Reden zur Einweihung von Bauwerken.
    • Reden zur Initiation: Schulentlassung, Jugendweihe; Jungfernreden von Parlamentsabgeordneten.
    • Damenrede
  • Wissensvermittlung: geistliche Unterweisungen (Homilien), Vorträge, akademische Vorlesungen, Referate, Briefings besitzen häufig die Form von Reden.


Die Rede als Kunstform


Seit der Antike genießt der Redner, Rhetor bei den Griechen, Orator bei den Römern, hohes Ansehen. Die Rede entwickelte sich in der politischen und Gerichtspraxis beider Völker zur Kunst. Beredsamkeit galt als erlernbar und wurde in besonderen Rednerschulen gelehrt. Das praktische Wissen über effektive Redegestaltung wurde gesammelt und theoretisch durchdrungen. Daraus entstand ein umfangreiches Wissensgebiet, die Rhetorik. Sie zählte bis ins Mittelalter zum Bildungskanon und ist heute keineswegs überholt, wie der Blick auf ihre Systematik zeigt. Die Analyse und Klassifikation der Redefiguren befruchtete andere Wissensgebiete, so Stilistik und Poetik. Die Rhetorik ist eine der historischen Wurzeln der Literaturwissenschaft.
Welches Ansehen ein Redner genießen oder wie wichtig einem Veranstalter ein prominenter Redner sein kann, zeigen die Honorare, die mitunter für eine Rede bezahlt werden. Speziell ehemalige Präsidenten oder andere ranghohe bzw. populäre Regierungsmitglieder erhielten bzw. erhalten hohe Geldbeträge pro Auftritt, zum Beispiel Bill Clinton2, Al Gore, Michail Gorbatschow, Tony Blair (er erhielt im November 2007 für einen dreistündigen Auftritt in China 230.000 Pfund = 280.300 Euro3) oder Helmut Schmidt.4

Siehe auch


  • Liste rhetorischer Stilmittel
  • Redenschreiber (Ghost Writer)
  • Persuasive Kommunikation (Überredung)
  • Prompter (Technik der Fernsehrede)
  • Rostra (Antike Rednerpodeste in Rom)
  • Toastmasters International (Organisation zur Förderung der Redekunst)


Literatur


Siehe Literaturverzeichnis zum Hauptartikel unter Praxis der Rhetorik.


Weblinks


}}
  • [http://www.mediaculture-online.de/Politische_oeffentliche_Reden.813.0.html www.mediaculture-online.de - Beispiel-Reden]
  • [http://www.magazin.institut1.de/681_Rhetorik_Grundzuege_einer_Rede.html Magazin Deutsch - Rhetorik – Grundzüge einer Rede - mit Herz und Verstand, mit Absicht und Ziel]
  • [http://www.uni-tuebingen.de/uni/nas/rede/rede.htm Rede des Jahres (Uni Tübingen)]
  • [http://americanrhetoric.com/top100speechesall.html 100 most significant American political speeches of the 20th century] (MP3)


Einzelnachweise


1 http://www.duden.de/rechtschreibung/Sonntagsrede Sonntagsrede auf duden.de, abgerufen am 21. Januar 2012
2 manager-magazin.de: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/karriere/0,2828,421540,00.html Reden ist Gold. 15. Juni 2006
3 http://nachrichten.rp-online.de/politik/der-geschaeftstuechtige-mr-blair-1.97919 Der geschäftstüchtige Mr. Blair. in: Rheinische Post vom 25. August 2010, Seite A5
4 http://blog.abgeordnetenwatch.de/2010/05/26/der-abgeordnete-der-nur-noch-gegen-bezahlung-redet/ abgeordnetenwatch.de



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rede

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