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Elmar Flatschart

Interview von Mag. Mag. Dr. Elmar Flatschart

F: Welche Klient*innen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben?

Alle Menschen, die sich selbst weiter entwickeln möchten und aktiv eine Reduktion des eigenen oder anderen zugefügten Leids anstreben profitieren von Psychotherapie. Ob die therapeutische Beziehung gelingt hängt maßgeblich von der Chemie zwischen Therapeut*in und Klient*in ab.

Mein Stil zeichnet sich durch eine akzentuierte Mischung aus kognitiver Analyse (Distanz) und empathischem Bezug (Nähe) aus. Wenn Sie eine Therapie suchen, die ausschließlich analytisch ausgeprägt ist, dann werden wir uns möglicherweise nicht gut treffen, da ich therapeutische Prozesse die ausschließlich 'kopflastig' sind, in den seltensten Fällen für sinnvoll erachte (ich spreche hier aus eigener Erfahrung). Letztlich findet Veränderung auf einer emotionalen Ebene statt, mag auch die Kognition den Anstoß geben. Ebenso werden Sie möglicherweise enttäuscht sein, wenn Sie sich ausschließlich nach einer innigen 'Wohlfühlatmosphäre' sehnen, in der es kaum aktive Auseinandersetzung gibt. Ich arbeite mit Interventionen und setze durchaus auch auf konfrontative Bezugnahmen - natürlich unter Berücksichtigungen Ihres emotionalen Zustands und der aktuellen Passung im Prozess. Dass Sie sich sicher und verstanden fühlen hat Priorität, auf dieser Basis strebe ich gemeinsam mit Ihnen Entwicklung an.

Bezüglich der persönlichen Einlassung gehe ich einen Mittelweg zwischen Distanzlosigkeit und Abstinenz. Ich arbeite in gewissen Grenzen mit persönlichen Bezügen und schätze z.B. die therapeutische Wirkung von adäquat eingesetztem Humor sehr hoch ein. Selbstoffenbarung im Rahmen des Austausches ist für mich ein Teil der therapeutischen Beziehung - ich möchte mich nicht vor Ihnen verstecken. Zugleich gibt es klare Grenzen - ich werde Ihnen nur sehr beschränkt aus meinem Privatleben erzählen und erachte eine Distanz zu meinem konkreten Empfinden für bedeutsam, um die Professionalität der therapeutischen Beziehung zu gewährleisten. Denn diese Beziehung zeichnet sich dadurch aus, dass ich (im Rahmen des Settings) ultimativ für Sie da bin und Sie sich umgekehrt keine Gedanken machen sollen, wie es mir geht. Die Fähigkeit, dies zu können, habe ich im Rahmen Ausbildung und meiner praktischen Arbeit erworben - darauf können Sie sich verlassen.

Meine Arbeitsschwerpunkte grenzen ein Stück weit ein, mit welchen Personengruppen ich wahrscheinlich besonders gut in Beziehung treten kann: Menschen im Studium oder mit Fragen bezüglich der Berufswahl und der Arbeit; Menschen die sich vom gesellschaftlichen Mainstream irgendwie abheben und in 'alternativen Lebenswelten' aufhalten; Männer, die sich aktiv mit ihrer Männlichkeit auseinandersetzen möchten bzw. an geschlechtsspezifischen Problemen leiden.
Allerdings möchte ich meine Arbeit nicht auf diese Gruppen beschränken: Ich arbeite nicht nur mit Männern, sondern gerne auch mit Frauen* bzw. anderen Geschlechtsidentitäten (transident, inter* oder non-binary). Auch wenn Sie mit Problemen zu mir kommen, die sie als Mensch aus 'der Mitte der Gesellschaft' haben, widme ich mich Ihnen vertrauensvoll. Schließlich ist meine Zielgruppe definitiv nicht ausschließlich studentisch geprägt oder auf junge Erwachsene fokussiert - gerade mit Menschen, die einen ganz anderen Hintergrund haben (z.B. Arbeiter*in im mittleren Alter), fände ich einen Austausch sehr spannend.

Entscheiden Sie sich auf Basis meiner Qualifikation, Person und meiner Arbeitsweise, aber letztlich v.a. aus dem 'Bauchgefühl' und Sympathie heraus. Dies wird für eine gelingende Therapiebeziehung besonders relevant sein.


F: Welche Klient*innen sollten eher NICHT zu Ihnen in Psychotherapie kommen?

Therapie ist an Öffnung der Perspektiven und einer Erweiterung der Möglichkeiten orientiert. Menschen die engstirnig sind und es bleiben wollen können von Psychotherapie (mit mir) nicht profitieren. Ich werde Sie nicht auf Basis Ihrer Einstellungen, Ideale und Lebenspraxen bewerten. Wenn Sie dies ihrerseits jedoch in übermäßiger bzw. einseitiger Weise tun und keine Bereitschaft zur Entwicklung zeigen, werde ich Ihnen auch in der Therapie nicht helfen können.

F: Wie kamen Sie zur Psychotherapie?

Ich war lange Zeit in der Wissenschaft tätig und habe folglich viel mit meinem 'Kopf' gearbeitet. Mit der Zeit habe ich bemerkt, dass mir an diesem Beruf v.a. jene Aspekte Spaß machen, die mit zwischenmenschlicher Interaktion zu tun haben (Unterricht, Konferenzen, Zusammenarbeit mit Kolleg*innen). Für eine wissenschaftliche Karriere reicht ein Fokus auf diese Aspekte allerdings nicht aus bzw. überwiegen andere Anforderungen.

Mit der Erkenntnis, dass für mich eine solche Karriere mittelfristig nicht erfüllend sein wird, habe ich mich auf die Suche nach neuen Aufgaben gemacht. Aus eigener biographischer Erfahrung heraus und mit einem grundlegenden Interesse am Menschen sowie dem Bedürfnis, zu einer Reduktion von Leid beizutragen, habe ich mich dem psychosozialen Sektor zugewandt. Meine Ausbildung als Lebens- und Sozialberater war der erste Schritt, der weiterer Schritt zur Vertiefung der Arbeit im Rahmen der Psychotherapie war für mich ein konsequenter. Nicht nur bin ich ein Mensch, der persönlicher stark an Entwicklung und der Erweiterung von Potentialen interessiert ist, ich wurde auch beruflich zunehmend mit Themen der 'psychischen Krankheit' konfrontiert. Zuerst in meiner Arbeit mit 'Langzeitarbeitslosten' (ein eigentlich problematisches Label), dann in der Tätigkeit im Verein LOK mit Menschen mit Psychiatrieerfahrung.


F: Welche besonderen Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Beruf gefordert?

Gute Beobachtungsgabe
Analytische Schärfe und das Verstehen von Zusammenhängen
Empathie und emotionale Berührbarkeit
Offenes Eingehen auf das Gegenüber
Lösungsorientierung und realistische Einschätzung von Zusammenhängen
Fähigkeit, emotionale Tiefung beim Gegenüber zu bewirken
Stützende Präsenz: dem Gegenüber das Gefühl vermitteln, dass jemand da ist
Humor und Leichtigkeit


F: Arbeiten Sie auch mit Berufskolleg*innen oder mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen?

Im Rahmen meiner Arbeit beim Verein LOK habe ich das Privileg, nicht nur mit Berufskolleg*innen zusammenzuarbeiten, sondern im Austausch auch auf Erfahrungen aus anderen Berufsgruppen (Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Behindertenbetreuung, Psychiatrische Pflege) zurückgreifen zu können. Ich finde einen inter- bzw. transdisziplinären Zugang sehr wichtig. Eine spezifische Spezialisierung ist aus Ausbildungsgründen und auf Basis der institutionellen Vorgaben zwar nachvollziehbar, letztlich gehören die THEMEN der verschiedenen psycho-/sozialen und medizinischen Berufsgruppen aber zusammen und können am einzelnen Menschen auch nur bedingt getrennt werden.

F: Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)?

Ich halte derzeit Seminare im Rahmen einer Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater. Ansonsten unterrichte ich weiterhin an der Universität und einer Fachhochschule und werde immer wieder zu diversen Veranstaltungen im Rahmen meiner Forschungsschwerpunkte eingeladen.

F: Welches Ziel wollen Sie in Ihrem Beruf noch erreichen?

Im Moment konzentriere ich mich auf meine Arbeit als Therapeut. Langfristig wäre es schön, wenn ich meine berufliche Vergangenheit und den gegenwärtigen Fokus weiter integrieren könnte, also Unterricht, Forschung und psychosoziale Unterstützung zusammenfließen.

F: Was bedeutet für Sie Glück?

Im Moment zu leben, dabei in gut reguliertem Bezug zu mir selbst und meiner (sozialen und natürlichen Umwelt) zu sein.


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