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Psychotherapeut*innenRiedler Caroline



Caroline Riedler

Interview von Mag. Caroline Riedler

F: Welche Klient*innen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Einerseits könnte man sie natürlich nach Themengebieten beantworten, also jenen Bereichen, die bei mir besonders häufig vorkommen und gewissermaßen 'Spezialgebiete' sind. Das wären in zufälliger Reihenfolge beispielsweise: unerfüllter Kinderwunsch, Leben mit verschiedenen chronischen Erkrankungen (CED, Krebs, ME/CFS uvm), Überlastung und Burnout, Sexualität, Hochsensitivität... Somit könnte man sagen, dass jene Menschen bei mir gut aufgehoben sind, die unter diesen oder ähnlichen Belastungen leiden.

Andererseits könnte man sie auch von der Seite beantworten, wie man meinen Arbeitsstil beschreiben könnte. Hier würde ich mich selbst als ziel- und lösungsorientiert, strukturiert und klar beschreiben. Durchaus auch pragmatisch, wenn es sinnvoll erscheint, aber auch sehr in die Tiefe gehend, wenn das zielführender erscheint. Ich stelle viele Fragen, das muss man natürlich mögen. Außerdem arbeite ich auch immer wieder mal mit Musik - wenn es für den Menschen mir gegenüber passend ist.

Von der Klient*innen-Seite würde ich vermuten, dass sich jene Menschen gut aufgehoben fühlen, die gerne tiefgehende Gespräche führen, sich für die Feinheiten und Zwischentöne interessieren, gerne einen Gesprächspartner haben, der wirklich genau zuhört und versucht, die Welt des Gegenübers kennenzulernen und vielleicht ein Stück zu verstehen. Menschen, die große Lust auf Veränderung haben (auch wenn diese gleichzeitig natürlich Angst erzeugen kann).

Grundsätzlich würde ich allerdings sagen, dass man diese Frage nicht wirklich beantworten kann, da nur ein persönliches Kennenlernen die Voraussetzung schafft, für sich festzustellen, ob man sich gut aufgehoben fühlen würde (etwas viel Konjunktiv, ich weiß...)


F: Wie kamen Sie zur Psychotherapie?

Witzigerweise kann ich mich noch sehr gut an den Moment erinnern, an dem ich erkannt habe was ich gerne beruflich machen möchte, 'wenn ich groß bin'. Ich war 9 Jahre alt und habe zu Weihnachten das Buch Momo von Michael Ende bekommen und an einem Tag ausgelesen. Diese Momo hat mich so fasziniert, dass ich mir gedacht habe, das möchte ich auch machen, wenn ich erwachsen bin. Menschen so zuhören, dass sie selbst feststellen, was sie brauchen und es dann wie es für sie passt umsetzen. Ich habe mich damals bei meinen Eltern erkundigt, was man lernen müsse um eine Momo zu werden und sie meinten, dazu müsse man Psychologie studieren.

Gesagt - getan. Nach dem abgeschlossenen Studium (mit kleinem Umweg Schwangerschaft und Geburt eines Kindes) war dann die Frage, ob ich noch eine Ausbildung anschließen solle und wenn ja, welche. Zur Auswahl stand: Klinische Psychologie, Mediation (damals etwas sehr exotisches) und Psychotherapie. Mir war klar, dass das , was ich eigentlich langfristig machen möchte Psychotherapie war. Allerdings erschien ich mir selbst damals mit 24 Jahren viel zu jung um Therapeutin zu sein. Somit entschied ich mich für die zweijährige Mediationsausbildung (die sehr interessant war und damals noch häufig mit Meditation verwechselt wurde, das führte zu interessanten Gesprächen) und beschloss, die Therapieausbildung zu machen, wenn ich 40 sein würde. Dann - dachte ich - wäre ich alt genug und hätte genug Lebenserfahrung, um gut als Therapeutin arbeiten zu können.

So habe ich es dann auch gemacht. Direkt nach dem Studium Arbeit in der Personalberatung - Weiterbildungen in Richtung Training - selbständige Trainerin - Coaching - Mediation (siehe Lebenslauf). Und dann begann ich um die 40 herum mit der Ausbildung zur Psychotherapeutin, die ich 2019 abgeschlossen habe. Seither arbeite ich großteils therapeutisch und bin sehr glücklich, nun meine Version von Momo zu sein.


F: Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)?

In den letzten Jahrzehnten habe ich sehr viele Trainings und Seminare gemacht, war sehr viel in Österreich unterwegs und habe viel gesehen und erlebt. Das möchte ich nicht missen. Nun muss ich allerdings gestehen, dass ich im Moment lieber in der Praxis arbeite und mich ganz auf die Personen einlassen können, die gerade vor mir sitzen (egal ob in der Einzeltherapie, in der Paartherapie oder in der Familientherapie). Ich würde aber nicht ausschließen, dass es mir irgendwann wieder Spaß machen könnte, Veranstaltungen zu machen - mal sehen. Sag niemals nie...

F: Welches Ziel wollen Sie in Ihrem Beruf noch erreichen?

Puh, auch das ist eine schwierige Frage. Die ich so allgemein eigentlich nicht beantworten kann. Es gibt kein definiertes Ziel. Mein großes Ziel ist, so lange wie irgend möglich arbeiten zu können, da ich mir ein Leben ohne meine Arbeit weder vorstellen kann noch will. Ich hoffe sehr, dass mein Körper (insbesondere meine Sinne und mein Gehirn) mich noch lange gut durchs Leben und in die Arbeit trägt.

F: Was bedeutet für Sie Glück?

Ich vermute mal, wenn man sich die Mühe macht, all meine anderen Antworten zu lesen, dann hat man schon eine Vermutung, was für mich Glück sein könnte...

Hier trotzdem der Versuch einer Zusammenfassung: Glück ist für mich, (relativ) gesund zu sein (also so gesund zu sein, dass ich arbeiten kann) und Beziehungen zu Menschen leben zu dürfen, die mich erfüllen (ohne mich täglich und stündlich vor Freude Luftsprünge machen zu lassen, das ist gar nicht notwendig). Ich erwarte mir kein Kino-Glück, kein ins Glück taumeln, kein happy ever after, kein 'und wenn sie nicht gestorben sind'... Einfach nur zufrieden sein, das Gefühl zu haben, sein Leben so leben zu können wie man möchte und angenommen zu sein als Mensch, der man ist.

Und Musik. Live-Musik. Konzerte. Pures Glück mit viel Vorfreude (das ist auch schon Glück) und Nachfreude im sich daran erinnern.


F: Wenn Sie die berühmte "Gute Fee" nach drei Wünschen fragen würde, welche würden Sie äußern?

Bei dieser Frage musste ich an einen Witz denken. Ein Mensch antwortet auf diese Frage: 'eine Kiste Bier, die sich immer wieder von alleine auffüllt, wenn ich sie ausgetrunken habe'. Die Fee meint, es wären ja noch zwei weitere Wünsche offen, die sie ebenfalls erfüllen würde und der Mensch meint: 'Dann bitte noch zwei solche Kisten Bier'. Vielleicht ist es unpassend, hier an einen Witz zu denken, aber ich vermute, das kommt daher, dass ich diese Frage so unmöglich zu beantworten finde. Und in dem Witz wird sie genial beantwortet, finde ich.

Wenn ich es nochmal etwas ernster versuchen würde: der wichtigste Wunsch wäre vermutlich Gesundheit, denn Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Da würde ich wohl mit der Fee verhandeln, ob ich mir gleich Gesundheit für die ganze Familie wünschen dürfte oder ob jede Person ein eigener Wunsch wäre (dann hätte ich ein gröberes Entscheidungsproblem). Optimalerweise dürfte ich mir Gesundheit für alle Menschen in meinem Leben, die mir wichtig sind, wünschen, dann wäre mein zweiter Wunsch gleich mit erfüllt - nämlich, dass ich umgeben bin von lieben Menschen, zu denen ich eine gute Beziehung habe und die mich inspirieren. Der dritte Wunsch wäre dann vermutlich etwas sehr viel Größeres wie Frieden auf unserem Planeten oder Ähnliches. Wenn man vor der guten Fee steht, darf man ja träumen...


F: Welche drei Gegenstände würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Musik. Also entweder auf dem Handy oder mittels irgendeines Abspielgerätes oder wie auch immer man dann Musik abspielt. Musik müsste auf jeden Fall dabei sein. Irgendetwas zu schreiben/zeichnen. Also Papier und Stifte oder Ähnliches. Menschen.

Oder aus therapeutischer Sicht: einen gemütlichen Sessel, Schreibmaterial und ein Systembrett. Damit ließe es sich arbeiten, wenn ein Robinson bei mir stranden sollte...


F: Was ist Ihr Lebensmotto?

Sehr banal: 'eins nach dem anderen'. Lange Zeit hätte ich auf diese Frage vermutlich 'Geht nicht gibts nicht' gesagt, aber da hat mich das Leben eines Besseren belehrt...

F: Welche wichtige Frage haben Sie in diesem Interview vermisst?

Wie würden Sie sich als Mensch beschreiben?

und 2.: Was ist die Antwort auf alles?


F: ... und wie würden Sie darauf antworten?

Die Antwort auf die erste Frage findet sich eigentlich in der Antwort auf die Frage, wer sich bei mir vielleicht gut aufgehoben fühlen könnte.

ad 2.: 42.



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